Bild: Lädelisterben

Die Schweizer Läden sterben – ist der Detailhandel vor dem Aus?

22. Januar 2020 10:21

Der Schweiz sterben die Läden weg. Über 3000 Kleinläden sind in den letzten fünf Jahren verschwunden. Gastronomen und Coiffeure liefern sich ein Wettrennen um die guten Standorte – aber nicht überall. Wohin geht die Reise der Schweizer Detailhandelslandschaft?

Die Fakten

Tausende von Detailhandelsgeschäften sind in den letzten Jahren verschwunden. Eine aktuelle Studie der Credit Suisse zeigt, dass die Anzahl der Verkaufsstellen in der Schweiz seit 2013 stetig sinkt. 2013 gab es noch knapp 53’000 Verkaufsstellen. Ende 2018 waren es noch rund 50’000.

Turbulenzen dank Euro, Einkaufstourismus und Online-Handel

Wieso schliessen so viele Läden? Der Abschwung des Euros im Verlauf des Jahres hat Shopping im Ausland attraktiver gemacht. Zusätzlich ist das Preisniveau in der Schweiz vergleichsweise stärker angestiegen als in den Nachbarländern. Die Auswirkungen des Wechselkurses und der Preisdifferenz zeigten folgendes Bild: 2019 bezahlten Schweizer für den gleichen Warenkorb 48% mehr als Deutsche und 41% bzw. 42% mehr als Franzosen und Italiener.

Die Entwicklung der einzelnen Segmente im Detailhandel zeigte ein ähnliches Bild wie das Jahr zuvor. Weiterhin hat vor allem der stationäre Bekleidungsdetailhandel Marktanteile an den Online-Handel verloren; insbesondere an Zalando. Dies führte zu einem Umsatzrückgang von
-4.5%.

Der Strukturwandel hat grössere Folgen als gedacht

Nicht nur die Anzahl der Verkaufsstellen vermindert sich, sondern auch die Entwicklung des Verkaufsflächenangebots. Gibt ein Geschäft auf, ist es für Vermieter häufig schwierig, einen Ersatz zu finden. Ende 2018 standen knapp 330’000 Quadratmeter Ladenfläche leer und waren online zur Miete ausgeschrieben – das entspricht dreimal der Fläche des Zürcher Shopping-Centers Sihlcity.

Wenn ein Schweizer Läden sterben, werden sie häufig nicht durch einen anderen ersetzt. Stattdessen ziehen Coiffeur- oder Kosmetiksalons, Cafés oder Architekturbüros ein. Nur etwa 20 Prozent der leeren Verkaufsfläche (im Parterre) wird wieder an einen Detailhändler vermietet.

Schweizer Läden sterben - Verteilung der Neumieter

Es braucht neue Point-of-Sale-Konzepte, um Flächen effizient zu nutzen und den Kunden ein Einkaufserlebnis zu bieten. Denn hier droht ein gefährlicher Teufelskreis! Wenn Verkaufsflächen leer stehen, dann hat dies für die Vermieter, die Händler und schlussendlich auch für die Raumentwicklung negative Folgen. Wo es nichts gibt, sind keine Leute. Leerstände führen zu einem Passanten-Rückgang. So wird verbleibenden Verkaufsstellen geschadet und Leerflächen sind noch schwierig zu vermieten – Schweizer Läden sterben noch mehr. Moderne Konzepte mit Erfolgspotential sind z.B. Shop-in-Shop Konzepte, Event-Spaces oder auch Pop-up-Läden.

Die Lösung: Online-Handel

Die Schweiz wird digitaler. Analysen zeigen, dass die Internetnutzung stark gestiegen ist. Die stärksten Zunahmen zeigen Personen über 60 Jahre. Vor fünf Jahren haben 36% der «Silver Surfers» täglich das Internet benutzt; heute sind es bereits 50%.

Neben der steigenden Internetnutzung ist auch der Anteil der Bevölkerung, welche regelmässig online einkaufen, angestiegen. Der Umsatz im Online-Handel in der Schweiz belief sich bereits 2019 auf CHF 9.5 Mrd. – Tendenz steigend. Davon gingen 80% an Schweizer Anbieter (CHF 7.6 Mrd.) und die restlichen 20% (CHF 1.9 Mrd.) an ausländische Online-Händler. Allein Zalando konnte 2018 einen geschätzten Umsatz von CHF 840 Mio. in der Schweiz erwirtschaften; was 44% des Umsatzes ausländischer Händler entspricht. 2019 wird der Umsatz sogar auf CHF 900 Mio. geschätzt.

Schweizer Läden sterben - Umsatz Zalando

Der Einfluss der Online-Umsätze ist je nach Geschäftsmodell unterschiedlich. In der Schweiz liegt der Online-Umsatzanteil im Bereich Food/Near-Food bei ca. 3%, während im Non-Food bereits ca. 18% der Verkäufe online erfolgen. Nichtsdestotrotz können selbst beachtliche Umsatzzuwächse im hauseigenen Online Shop die Rückgänge in den Verkaufsflächen oftmals (noch) nicht oder nur bedingt kompensieren. Online-Handel ist in der Schweiz steht immer noch erst am Anfang.

Fazit zu Schweizer Läden sterben: Wie nahe ist das Ende?

Steht der Detailhandel vor dem Aus? Nein. Die Analysen der neusten Credit Suisse Studie zeigen, dass die Mehrheit der befragten Händler und Hersteller die budgetierten Umsätze und Gewinne erreichen. Trotzdem befindet sich der Markt im Wandel und die Anzeichen dürfen langfristig nicht ignoriert werden.

Digital ist Realität! Beide Augen verschliessen und abwarten ist fahrlässig. Wichtig ist, dass sich jeder in seinem Bereich mit dem Thema vertraut macht. Wie kann das Internet mein Unternehmen beeinflussen? Was möchten meine Kunden? Was macht meine Konkurrenz?

Wenn die Bereiche erkannt wurden, ist ein langsames herantasten empfehlenswert. Man muss nicht von Anfang an 100% auf die digitale Karte setzten. Ein einfaches Beispiel für den Bereich Online-Handle ist MyCOMMERCE. Mit dem Free-Angebot kann sich jeder kostenlos und unverbindlich ein Bild von unserer Online Shop-Lösung machen und sich so in das Thema einarbeiten. Trauen Sie sich!


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